Endingen (Balingen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Endingen
Stadt Balingen
Ehemaliges Gemeindewappen von Endingen
Koordinaten: 48° 15′ N, 8° 50′ OKoordinaten: 48° 15′ 22″ N, 8° 50′ 22″ O
Höhe: 543 m ü. NN
Fläche: 5,56 km²
Einwohner: 2374 (31. Dez. 2021)
Bevölkerungsdichte: 427 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1971
Postleitzahl: 72336
Vorwahl: 07433
Kirche von Endingen

Endingen ist ein Stadtteil der Kreisstadt Balingen im Zollernalbkreis im Süden Baden-Württembergs.

Beim Umpflügen eines Ackers wurde 1937 auf dem Flur „Goldäcker“, 300 Meter nördlich des damaligen Ortes am südöstlichen Fuße des „Hirn“, ein alamannisches Grab mit Skelett und Grabbeigaben gefunden.

Endingen wurde 793 als Eindeinga in einer Urkunde des Klosters Sankt Gallen erstmals erwähnt. Die ursprünglichen Ortsherren, deren Burg wohl in der Nähe der heutigen Kirche stand, zogen schon um 1250 nach Rottweil, wo sie als Patrizier und Bürgermeister in Erscheinung traten. Im 14. Jahrhundert tauchten die Söller von Endingen, als im Sankt Galler Verwaltungsdienst aufgestiegene Ortsherren auf. Deren längst abgegangene Burg Endingen wird auf der Anhöhe Illisburg, nordwestlich des heutigen Wohngebietes Schlickkuchen, vermutet. Vor 1373 kam die Ortsherrschaft an die Grafen von Zollern-Schalksburg und mit dem Verkauf dieser Herrschaft 1403 an Württemberg. Ab da gehörte Endingen zum Amt Balingen.

Endingen hatte im Jahre 1545 etwa 160 Einwohner. 1758 wurde das Amt Balingen, welchem Endingen zugehörte, zum Oberamt Balingen erhoben und ab 1806 in erweitertem Umfang Bestandteil des Königreichs Württemberg. 1807 erreichte die Einwohnerzahl in Endingen 555, im Jahre 1820 bereits 739. Bis 1900 ging der Bevölkerungsanteil auf 536 zurück und erreichte erst 1939 wieder den Stand von 1820. Endingen kam 1934 zum Kreis und ab 1938 zum Landkreis Balingen.

20. Jahrhundert

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Martin Luippold gründet die erste Trikotindustrie in Endingen. 1921 wurde bei der Wahl zum Schultheiß erstmals das Frauenwahlrecht in Endingen eingeführt. 1930 wurde auf den Wunsch von 75 Feuerwehrpflichtigen im Gasthaus zum Bahnhof die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Im Jahre 1933 wurde in Endingen ein Fluss-Schwimmbad an der Steinach unterhalb der Eisenbahnbrücke eingerichtet, welches 100 m lang und 1,5 m tief war.

Im Verlaufe des Zweiten Weltkriegs wurden 172 junge Männer in den Kriegsdienst eingezogen. 54 davon fielen und neun werden bis heute vermisst. In den letzten Wochen des Kriegs wurde Endingen wegen seiner Lage an der Eisenbahnlinie nach Ebingen schwer getroffen. Am 3. April 1945 sollten auf Anweisung der NSDAP die Endinger Einwohner evakuiert werden, welche sich aber gegen die Evakuierung wehrten. Am späten Nachmittag des 20. April wurde Endingen von Nordosten her von einer französischen Artillerieeinheit erreicht und ohne Widerstand besetzt. Im Jahre 1946 wurden die französischen Truppen abgezogen und der erste Bürgermeister nach dem Krieg, Karl Fink gewählt. Als Nachfolger von Karl Fink war Artur Jenter von 1954 bis 1971 der letzte Bürgermeister der Gemeinde Endingen.

Am 1. August 1971 wurde Endingen nach Balingen eingemeindet.[1][2]

Laut der baden-württembergischen Gemeindeordnung hat Endingen einen bei jeder Kommunalwahl neu zu wählenden Ortschaftsrat mit einem Ortsvorsteher als Vorsitzenden. Zu Endingen gehören die Wohngebiete Eckhaus und Kutzmühle.

  • Artur Jenter (1971–1984)
  • Erich Dürr (1985–1994)
  • Karl-Heinz Reichert (1994–2006)
  • Walter Ladenberger (2006–2014)
  • Gerd Ulrich (2014)
  • Thomas Meitza (seit 2015)

Die Blasonierung des Wappens von Endingen zeigt in Gold auf blauem Wellenbalken eine nach links schwimmende blaue Ente. Die Ente als Ortskennzeichen ist schon seit 1800 bekannt. Das Wappen erklärt den Ortsnamen, abgeleitet aus dem alemannischen anto; mhd. Ant = Ente. Das Wappen wurde am 9. August 1935 der Gemeinde verliehen.

Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Hermes-Statue

Endingen liegt an der Bahnstrecke Balingen–Rottweil. Die im Landkreis Rottweil abgebaute, nurmehr bis Schömberg führende Bahnlinie wird nur noch für Güterzüge und Personenverkehr in Form eines Rad-Wander-Shuttles verwendet.

Die Ortschaft wird von der stark befahrenen Bundesstraße 27 durchquert, die große Wohngebiete von kirchlichen, behördlichen und schulischen Einrichtungen trennt. Gleichzeitig ist sie die einzige vollwertige Verbindung mit Balingen, was zu erheblichen Verkehrsbelastungen im Bereich der Hauptstraße führt. Seit dem 1. Januar 2017 gilt aufgrund eines neuen Luftreinhalteplans auf der Bundesstraße 27 innerhalb von Endingen ganztags Tempo 30.[3]

Ansässige Unternehmen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Bereich des Bahnhofs befanden sich diverse kleinere Gewerbebetriebe (u. a. Textilfirmen, Möbelbau, Brennstoffhandel). Zudem kommen verschiedene Handwerksbetriebe, Gaststätten und Geschäfte des Einzelhandels. Das auf der Gemarkung Endingen liegende Gewerbegebiet Gehrn beherbergt zahlreiche Gewerbebetriebe, Supermärkte, Autohäuser, Baumärkte etc., eine Kunsteisbahn, sowie ein Großlager eines Einzelhandelskonzerns. Das teilweise auf der Gemarkung Endingen liegende Gewerbegebiet „Rote Länder“ beherbergt verschiedene Gewerbetreibende, sowie das Großlagers eines Großhandels für Heizungs- und Sanitärtechnik.

Öffentliche Einrichtungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Freiwillige Feuerwehr Balingen, Abteilung Endingen: Die Abteilung Endingen führt ein Löschgruppenfahrzeug LF10 und ein Kleintanklöschfahrzeug in ihrem Fuhrpark, sie hat 30 Männer und Frauen in der Einsatzabteilung, sowie eine Jugendfeuerwehr.

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmale in Endingen

Veranstaltungsorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Endingen verfügt über eine Turn- und Festhalle, sowie einen Veranstaltungsraum im Bürgerhaus. Es gibt einen Sportplatz mit drei Feldern und einer Aschenbahn sowie einen Tennisplatz. Des Weiteren gehören zur Endinger Gemarkung das Messegelände mit der SparkassenArena und die Volksbank-Messe. Die im Jahr 2006 eröffnete SparkassenArena ist eine Großsporthalle für 2320[4] Zuschauer, in der neben kleineren Sportveranstaltungen auch die Heimspiele des Handballbundesligisten HBW Balingen-Weilstetten ausgetragen werden. Neben der reinen Sporthalle SparkassenArena liegt die im Jahr 2008 eröffnete Volksbank-Messe, welche für Veranstaltungen verschiedenster Art genutzt wird.

Endingen besitzt ein in den Jahren 1933/34 gebautes Schulhaus, das Ende der 1990er Jahre erweitert wurde. Durch die Erweiterung wurde es möglich, die bis dahin nur zweiklassig geführte Grundschule mit der Schule Erzingen in Endingen zusammenzulegen. Endingen hat einen Kindergarten.

Endingen besitzt eine evangelische Kirche (spätgotischer Bau mit Turm von 1866, Chor älter) und ein evangelisches Gemeindehaus.

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Jakob Pfeffer (* 8. Februar 1853; † 25. September 1913) Endinger Auswanderer aus Cincinnati, Ohio, USA, stiftete die Ortsbeleuchtung von Endingen im Jahre 1913
  • Gottlieb Wahrenberger (* 3. Juni 1881; † 10. April 1971)
  • Endingen. In: Julius Hartmann, Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Balingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 60). W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, S. 359–364 (Volltext [Wikisource]).
  • Dieter Gaiser: 1200 Jahre Endingen, Chronik 793-1993. 1993 Stadt Balingen.
  • Dieter Gaiser: Ortsfamilienbuch Endingen 1600-1940. 4. Aufl. 2005.
  • Dieter Gaiser: 100 Jahre Gesangverein „Frohsinn“ Endingen 1900–2000. 2000 Gesangverein „Frohsinn“ Endingen.
  • Dieter Gaiser: 100 Jahre Radfahrerverein „All Heil“ Endingen und Rad- und Motorsport Club Endingen 1904–2004. 2004 Rad- und Motorsport Club Endingen.
  • Dieter Gaiser: 75 Jahre Freiwillige Feuerwehr in Endingen 1930–2005. 2005 Freiwillige Feuerwehr Balingen Abteilung Endingen.
  • Dieter Gaiser: 100 Jahre Turnverein/Fußball Club/Turn- und Sportverein Endingen 1906–2006. 2006 Turn- und Sportverein (TSV) Endingen.
  • Dieter Gaiser: 10 Jahre Bürgerverein Endingen 2000–2010. 2010 Bürgerverein Endingen.
  • Dieter Gaiser: Zehn Dokumentationen zur Endinger Vergangenheit und Gegenwart 2010 Endingen.
  • Heinrich Haasis (Hrsg.): Der Zollernalbkreis. 2. neubearbeitete Auflage. Konrad Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0522-1.
  • 1200 Jahre Endingen Frommern Heselwangen Weilstetten Zillhausen. In: Stadtverwaltung Balingen (Hrsg.): Veröffentlichungen des Stadtarchivs Balingen. Band 5. Hermann Daniel, Balingen 1993, ISBN 3-927936-48-0.
Commons: Balingen - Endingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Dieter Gaiser: 1200 Jahre Endingen, Chronik 793–1993. 1993 Stadt Balingen / Dieter Gaiser.
  2. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 524 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  3. Detlef Hauser, Endingen: Ab Januar gilt ganztags Tempo 30, Schwarzwälder Bote online, 20. Dezember 2016
  4. Balingen.de: SparkassenArena